Nur ein Feld neben der Autobahn oder eine archäologische Goldgrube?

Bei sonnigem Wetter startete der 12. Jahrgang an diesem Mittwoch zu einer Exkursion der besonderen Art. Wie die Schüler*innen bereits im Geschichtsunterricht des 2. Halbjahres gelernt haben, scheint die Aussagekraft der wenigen erhaltenen (Schrift-)Quellen aus der Zeit der „Völkerwanderung“ über die spätantiken Germanen begrenzt zu sein. Zu deutlich zeichnen sich die zu damaliger Zeit gängige Praxis der Verwendung altbekannter „Barbarentopoi“ (Meier) und ihrer immer währenden Reproduktion ab. Wohl wissend, dass die Klärung essentieller Fragestellungen in Bezug auf die Lebensumstände antiker Germanen und Römer sowie ihres Zusammentreffens die moderne Wissenschaft regelmäßig vor Probleme stellt, suchte der Jahrgang nach alternativen Forschungsansätzen. Fündig wurde man am sogenannten Harzhorn, wo sich seit dem Jahr 2008 eine Ausgrabungsstelle befindet. Habe ich Ausgrabungsstelle gesagt? Wohl eher ein (un)bedeutendes Feld neben der Autobahn. So zumindest ließ es der erste Anschein nach Verlassen des Reisebusses vermuten. Ein zwar architektonisch wertvolles, aber überaus kleines Informationshäuschen begrüßte die Reisenden. Sollte das schon alles gewesen sein?

In einer umfassenden Führung über das Gelände wurden den NO-Schüler*innen die Hintergründe der antiken Schlacht zwischen Germanen und Römern, die sich hier im Jahr 235 n. Chr. zugetragen haben soll, erläutert. Das größte Plus dieses historischen Schauplatzes ist dabei seine Hinterlassenschaft. Anders als im gängigen Schulalltag wurden die Schüler*innen nun vor allem mit Sachquellen konfrontiert. Dabei handelte es sich sowohl um Pfeilspitzen, Gürtelschnallen und Münzen als auch um Katapultbolzen, Hufbeschläge für Maultiere und Kettenhemdfetzen.

Die Tatsache, dass auch die interdisziplinäre Forschung rund um das Harzhorn mit dem Problem der fehlenden Gewissheit ihrer Ergebnisse zu kämpfen hat, war für die NO-ler nicht verwunderlich. Immer wieder wurde in den Vorträgen der Guides deutlich, dass auch die moderne Wissenschaft lediglich Theorien entwickeln kann, anstatt gesicherte Fakten zu destillieren.

Nach intensiver Wanderung über das Gelände, die durch extreme Hitze noch erschwert wurde, gab es für unseren Jahrgang abschließend noch ein Sahnebonbon: Nacheinander übernahmen die Schüler*innen die Rolle und Ausrüstung römischer Legionäre und koordinierten sich in klarer soldatischer Hierarchie und lateinischer Sprache. Auch ein germanischer Hinterhalt wurde inszeniert, um die Kenntnisse über eine gemeinschaftliche Verteidigungsformationen („Die Schildkröte“) römischer Legionen anzuwenden.

Text: Fachgruppe Geschichte